Die Antwort ist: Ziemlich viel! Ist alles bloss eine Frage der Organisation - und die hab ich ja inzwischen so ziemlich perfektioniert! Anfangen tut man am Besten mit einer vorgekochten Mahlzeit am frühen Freitagabend, lässt danach den Babysitter kommen um aufs Kind aufzupassen und eine gute Freundin um alle beide zuerst zu KFC und dann an den Match des Jahres zu transportieren.
Selbst fährt man gleich direkt in die Sporthalle, wo man hilft sich selbst, die Mannschaft und das Spielfeld vorzubereiten. Das Aufwärmen wird bis zum letzten Schweisstropfen ausgekostet und danach sitzt man eine Stunde lang auf der Reservebank und macht Stimmung für die 1. Liga Mannschaft, die dem Tabellenführer mal eben so eine Lektion erteilt und ihn so ganz nebenbei in Grund und Boden spielt (ein 3:0 Sieg gegen eine bislang ungeschlagene Mannschaft ist doch ziemlich überzeugend, oder etwa nicht?). Das Kind ist währenddessen gut behütet auf der Tribüne und benimmt sich geradezu vorbildlich! Zur Belohnung darf es dann nach dem Match auch ausgiebig herumtoben und Bälle quer durch die ganze Sporthalle verfolgen.....
Am nächsten Morgen beschliesst das liebe Kind, dass kein Grund zum Ausschlafen besteht und der Tag wird wie gewohnt um halb acht begonnen. Das hilft natürlich, dass man schon vor elf von zu Hause losfährt durch die frisch verschneite Landschaft bis nach Flúðir. Dort werden noch schnell Windeln gekauft, weil die Windeltasche schön gepackt im Vorzimmer zu Hause vergessen wurde, Kindersitz und Kind werden in Helga's Jeep umgeladen und weiter geht die Fahrt bis fast zu Gullfoss und Geysir, weil wir da bei Hjalti und Ása auf dem Hof Kjóastaðir kurzerhand zum Mittagessen eingeladen wurden. Zu Essen gab's einen sehr speziellen Fisch: Rauðmagi, oder zu deutsch Seehase. Rauðmagi ist die männliche Version des Fisches, die weibliche gibt's erst ein paar Wochen später zu kaufen und ist wohl nicht gleich gut oder muss jedenfalls anders zubereitet werden...... Na wie dem auch sei, ich kann den Seehasen jedenfalls nicht ohne Vorbehalt weiterempfehlen. Es hätte wohl geholfen, wenn ich auch so angeheitert gewesen wäre wie die Männer, die uns zum Essen eingeladen hatten! Aber so auf nüchternen Magen war das doch eher speziell. Símon hat's jedenfalls geschmeckt, aber der isst ja sowieso so ziemlich alles!
Ausserdem war der kleine Kerl so glücklich über den Spielkameraden, den er dort auf dem Hof fand: eine Katze, die sich wirklich fast alles bieten liess ohne zu beissen oder zu kratzen! Echt genial sowas und Símon hat's ausgenutzt wie er nur konnte!!! Die beiden haben drei Stunden lang zusammen gespielt und gekuschelt, bis wir wieder zurück nach Flúðir fuhren, wo als nächstes natürlich die Pferde im Stall besucht wurden, und zwar sehr ausgiebig.....
Des Abends beschloss Helga den inzwischen doch reichlich angeheiterten Herren der Schöpfung (Gunni kokkur und Bjarkar waren schon seit Freitagabend zu Besuch) ein Raclette vorzusetzen, da sie doch unbedingt den neuen Raclette-Ofen einweihen wollte, und da konnte es ja nur helfen, wenn eine echte Schweizerin mit dabei wäre.... Das Raclette stiess (wider Erwartens) auf grosse Begeisterung, Símon hielt sich an seine Roh-Kur (geschmolzener Käse ist ihm noch nicht so richtig geheuer) und wir übrigen spülten den Käse mit Rotwein runter, weil keiner Weisswein dabei hatte.....
Nach dem Essen wurde gespielt, das heisst, Símon spielte und schnappte sich jeweils den einen oder anderen herren als Spielpartner (die Katze war ja von dem anderen Hof, die konnte er nicht mitnehmen). Da wuchsen doch alle in die Grossvaterrolle hinein und hatten einen Heidenspass. Am Lustigsten fand ich, dass Símon tatsächlich "afi", also Grossvater, zu Bjarkar sagte, weil der seinem Grossvater doch ein bisschen ähnlich sieht.....
Naja, irgendwann wurde Símon dann doch müde genug, um ins Bett gebracht zu werden, und da schlief er auch ohne grosse Widerrede ein, in einem grossen, fremden Bett! Dummerweise dauerte der Frieden nicht lange genug für meinen Geschmack, denn um sieben Uhr früh beschloss er, dass er seinen "afi" suchen müsste...... Naja, wir waren ja nicht zum Schlafen nach Flúðir gefahren, also packten wir halt auch den Sonntag früh an und machten uns dann auch schon am Mittag auf den Heimweg. Über Nacht war der ganze Schnee wieder weggeregnet worden, was die Autofahrt doch deutlich stressfreier machte (jedenfalls für mich, Símon verschlief sowieso beide Strecken). In der Stadt beschloss ich, dass es an der Zeit wäre Símon an seinen richtigen "afi" zu erinnern und wir fuhren bei den Schwiegereltern vorbei.
Da der kleine Mann nach seinem Mittagsschlaf zu viel überschüssige Energie hatte, spazierten wir halt kurzerhand ins Schwimmbad und Símon konnte sich dort ein bisschen austoben. Schwimmen macht bekanntlicherweise hungrig, und Schwiegermutters frischgebackene Waffeln waren genau das richtige nach einer solchen Anstrengung! Wir schlugen beide kräftig zu und brauchten heute Abend kein z'Nacht mehr.... Das war auch gut so, denn ich hatte eigentlich vorgehabt Sushi zu kaufen, kriegte aber keines, obwohl ich an drei verschiedenen Orten suchte! Dafür holten wir auf dem Heimweg noch Títus ab, der ja die letzten 1,5 Wochen bei Dóra, Hrönn und Fríða verbracht hatte (kleine Entlastung für mich). Nun warten wir nur noch auf Hannibal, der Gerüchten zufolge morgen Abend (oder eher Nacht) bei uns eintreffen sollte, und dann ist unsere kleine Familie wieder komplett! Jedenfalls für ein paar Tage.... man weiss ja nie, was als nächstes kommt?!?